Werkstattbericht: Freitag

Screenshot aus einer Slicing-Software. Zu sehen ist die Vorschau eines fertig gesliceten Modells. Es ist dreiteiligt. Ein Teil ist ein Quader und enthält zwei simple, in eine Richtung offene Fächer. Der zweite Teil ist ein in eine Richtung offener Quader. Der dritte Teil ist ein komplexes Modell, das mehrere Fächer enthält und höher ist als die beiden anderen Teile.

Pascal, lass mich mit den Geschichten über dein Leben in Ruhe und bring mich gleich zum Rezept zur Anleitung. Oder, noch besser, gib mir gleich den Printables-Link. Aber hey Pascal, sag mal, kann ich dich eigentlich für deine coole Arbeit im Brettspiele-Upgrading mit Geld bewerfen? Oh ja danke hypothetische Leserin, gut dass du fragst!

Freitag ist ein wirklich feines Spiel. Eigentlich wollte ich mit einem Teil über das Thema des Spiels anfangen, weil das ein sinnvoller Aufbau für einen Text wäre, aber ich will es mir sparen. Ich verstehe das Thema das Spiel nämlich ehrlich gesagt nicht: Wenn das Spiel Freitag heißt, warum kommt der namensgebende Freitag dann nicht mal im Spiel vor? Na? Die offensichtliche Antwort ist natürlich weil Robinson Crusoe kein einziges F enthält und Friedemann Friese mit dem Buchstaben ein bisschen ein Problem hat, aber jetzt weiß ich deswegen ja auch nicht, was ich über das Spiel sagen soll.

Jedenfalls ist Freitag mechanisch ein wirklich feines Spiel. Ein reines Solo-Spiel, bisschen Deckbau, bisschen Push Your Luck, und einfach bockschwer. Ich war mal kurz davor zu gewinnen, natürlich auf dem einfachsten Schwierigkeitsgrad, aber dann haben mir am Ende doch wieder ein paar Lebenspunkte gefehlt. Schade.

Aber eine Kleinigkeit hat den Spaß immer ein bisschen getrübt: Das Spiel besteht aus insgesamt fünf verschiedenen Kartendecks, die alle exakt gleich groß und zum Teil nur schwer unterscheidbar sind. Bei einem Spiel, das man locker in einer kurzen Verschnaufpause in einer viertel Stunde durchpumpen kann, hat das Sortieren der Decks dann auch schonmal 5% der Spielzeit eingenommen und das nervt und frustriert mich ohne Ende! Man kennt’s ja, alles was sich automatisieren lässt muss automatisiert werden, egal was es kostet. Relevant xkcd.

Idee & Planung

Ich wollte die Karten schon fertig sortiert in der Schachtel lagern. Die Schachtel ist aber richtig klein und bietet eigentlich kaum Platz für so etwas. Jedes Kartendeck in ein eigenes Tütchen zu packen hätte also nicht funktioniert. Ich habe mich aber darin erinnert dass ich beim Deluxifizieren von Scythe schonmal eine sehr praktische Kartenbox gedruckt habe, also wollte ich etwas ähnliches umsetzen. Weil ich neben einer großen Box wirklich keinen Platz mehr in der Schachtel gehabt hätte habe ich dann entschieden, einen Organizer zu designen, der die komplette Schachtel einnimmt, aber eben auch nicht noch mehr Platz.

Zuerst habe ich also die Schachtel und das gesamte Spielmaterial gründlich ausgemessen. Bei Kartendecks messe ich immer gerne die Dicke der jeweiligen Decks – ich könnte es mir zwar aus der Dicke und Anzahl der Karten extrapolieren, aber erfahrungsgemäß ist das nicht sonderlich genau, weil kleine Abweichungen beim Messen der Dicke multipliziert mit der Menge an Karten große Abweichungen ergeben. Also jedes Deck einmal in meinen treuen Messschieber geklemmt und solange messgeschoben, bis die Karten gerade noch so ein bisschen Raum zum Gleiten hatten. Da dran muss ich halt denken, wenn ich später Maße irgendwo eintrage, dass ich nicht nochmal Spiel für die Karten vorsehe.

Meine Höhe hatte ich vom Material mehr oder weniger vorgegeben. Die drei Tableus sowie die beiden Anleitungshefte nehmen die komplette Fläche der Schachtel ein, also hatte ich nur noch das zur Verfügung, was sie mir übrig lassen. Da das einzige weitere Material die Karten und die Lebenspunktemarker sind war eigentlich auch klar, dass der Insert irgendwie zweigeteilt sein muss. Die Karten passen nur liegend in den zur Verfügung stehenden Platz, aber auch nicht mehrere Karten nebeneinander, also war auch gegeben, dass ich alle Karten übereinanderliegend platzieren muss.

Dadurch war die Form eigentlich schon vorgebeben: Nur ein Stockwerk, die Karten in einer Kartenbox mit so viel Platz wie sie halt braucht, der Rest der Schachtel eine Tokenbox für die Lebenspunktemarker. Für die Tokenbox würde ich keinen Deckel brauchen, wenn ich sie in der richtigen Höhe designe, weil sie dann mit den Tableus abschließen kann. Da draus habe ich mir dann den sehr groben Plan oben formuliert. Spoiler: Am Ende hab ich es tatsächlich ziemlich genau so umgesetzt, nur die Maße haben sich an einigen Stellen geändert.

Umsetzung

Umgesetzt habe ich den Plan dann in FreeCAD, vor allem weil es ein sehr gutes Projekt war, um den Umgang damit zu lernen. Bei 90% der Sachen, die ich mache, benutze ich Tinkercad, das zwar einen sehr begrenzten Funktionsumfang hat, dadurch aber auch sehr einfach und intuitiv zu bedienen ist. Für die restlichen 10% würde ich aber gerne ein komplexeres Tool beherrschen und FreeCAD erscheint mir gut geeignet, nicht zuletzt auch weil es eben free ist und ich OpenSCAD für Modellierungsarbeit irgendwie abschreckend finde, aber ich komme darauf vielleicht nochmal zurück, wenn ich wirklich etwas parametrisierbares brauche.

Die Arbeitsweise, Constraints in einen Entwurf einzutragen, finde ich eigentlich sehr angenehm. Hier hat es mir dann auch direkt gezeigt, dass irgendwas mit meinen Zahlen im Plan nicht gestimmt haben kann – es war noch viel knapper, als ich ursprünglich gedacht habe. Die Wandstärken habe ich alle auf Vielfache von 0,6mm gesetzt, weil ich Inserts üblicherweise mit eben dieser Nozzle drucke. Ich habe versucht an möglichst vielen Stellen auf wenigstens 1,2mm zu kommen, um wenigstens zwei Filamentbahnen Dicke zu erreichen; geklappt hat das nicht überall.

Für die Tokenbox habe ich dann an dieser Stelle entschieden, zwei Fächer einzubauen. Man braucht während des Spiels sowieso zwei Häufchen mit Lebenspunktemarkern, einen für die noch verfügbaren und einen für die bereits verbrauchten, und so kann man direkt aus der Box heraus spielen und es beim Einpacken schon direkt so sortieren, dass in beiden Fächern die richtige Menge an Markern liegt.

Slicen wollte ich das alles dann mit Cura, das eigentlich mein Go-To-Slicer ist. Leider ist das eigentliche Slicing in Cura gar nicht mal so gut, die Ergebnisse sind oft nicht unbedingt optimal und manchmal auch einfach Murks. Ich hatte schon öfter zu kämpfen mit Löchern im Modell, Supports die einfach irgendwo in der Luft enden und anderem Zeug. Aber die Benutzeroberfläche von Cura ist einfach die angenehmste, die ich bisher finden konnte, also klicke ich doch immer wieder drauf. Hier haben sich die Probleme dann aber wieder gezeigt, Cura wollte eine der sehr dünnen Wände einfach gar nicht drucken und ich konnte es auch nicht vom Gegenteil überzeugen. Dass die gegenüberliegende Wand genauso dünn ist und mit drin war hat mir emotional auch nicht geholfen. Aber egal, die STLs in PrusaSlicer geladen und nachdem ich minutenlang verwirrt davon war in welchem Menü ich wohl meine Einstellungen vornehmen muss kam dort dann brauchbarer G-code raus.

Ich hatte hier noch eine halbe Spule Prusament PLA Army Green von einem anderen Projekt herumliegen, das farblich sehr passend war. Abgesehen davon, dass im Nachhinein betrachtet die Probleme mit dem 3D-Drucker dabei schon langsam absehbar wurden (weshalb der Druck auch nicht perfekt ist) war fünf entspannte Stunden später der Insert dann auch fertig und konnte ausprobiert werden.

Das Ergebnis

Die Kartendecks haben perfekt in die verfügbaren Slots gepasst und der Insert schließt auch ohne Probleme sowohl mit der Schachtel als auch mit dem Deckel ab, sodass nichts wackelt oder rutscht und der Deckel stabil sitzt. Im Großen und Ganzen bin ich sehr zufrieden, auch wenn ich an einigen Stellen im Detail doch etwas auszusetzen habe.

Die Tokenbox ist für die Menge an Markern, die da rein kommt, schon extrem groß. Kleiner machen kann ich sie aber auch nicht, weil ja die komplette Schachtel gefüllt sein muss. Meinen Plan, einfach aus der Box raus zu spielen, kann ich so auch nicht umsetzen, weil die Tokens so liegen können, dass ich sie nicht nicht sehe und ich muss mich immer weit über die Box beugen. Ich könnte wohl die Außenmaße der Box so lassen und die eigentlichen Fächer verkleinern, aber dann verbrauche ich sehr viel Material an einer Stelle, an der Luft genauso gut wäre. Deshalb werde ich mich wohl fürs erste damit abfinden.

Die sehr dünnen Wände der Kartenbox sind leider wirklich sehr dünn. Den Deckel mit seinen 0,6mm Dicke finde ich unangenehmen abzunehmen und noch unangenehmer wieder aufzusetzen. Aber egal wie oft ich die Zahlen verschiebe, es passt einfach nicht. Ich glaube es ist nicht möglich mit diesem Konzept ein Insert zu designen, das in die Schachtel passt ohne den Deckel zu heben und nicht irgendwo absurd dünne Wände hat. Das ist auch schade, aber ich schlafe einfach noch ein paar dutzend bis ein paar hundert Nächte darüber, ob ich noch eine super Idee habe.