Brettspiele August 2023

Probieren wir diesen Monat doch mal was neues. Und mit „diesen Monat“ meine ich selbstverständlich „hoffentlich noch bevor der nächste Monat halb um ist, aber so wie ich mich kenne vermutlich irgendwann 2025“. Meine in einem Monat gespielten Brettspiele poste ich schon eine ganze Zeit lang bei Mastodon, dann meistens auch immer mit einer mehr oder weniger ausführlichen Meinung dazu. Aber dabei fehlte es mir immer an, und das wird jetzt extrem pathetisch klingen, an Gravitas, so kurz dahingeblökt.

Deswegen habe ich mir vorgenommen das Bild zwar weiterhin auf Mastodon zu posten, die Meinung dazu aber etwas ausführlicher hier zum Besten zu geben. Realistisch betrachtet lesen es dann weniger Leute, ich meine wer klickt schon Links an, aber ich fühle mich damit zufriedener.

Earthborne Rangers

In meinem Brettspielregal gibt es eine Bombe. Earthborne Rangers ist die Bombe und es gibt keine Überlebenden.1Zustimmendes Nicken wenn ihr die Referenz versteht. Ich bin in das Spiel mehr so versehentlich reingerutscht, weil Frosted Games das wohl zeitgleich mit oder zumindest sehr zeitnah zu Aeon’s End: Legacy ausgeliefert hat und ich bei dessen Bestellung gedacht habe, dieses hier sehe ja auch einigermaßen interessant aus. Es war es mir dann tatsächlich wert mich doch noch irgendwann in meinem Leben damit auseinanderzusetzen wie Tabletop Simulator funktioniert damit ich die Demo spielen kann und danach war dann ziemlich klar, dass ich es weiter spielen wollen würde. Und wo internationale Spielende noch darauf gewartet haben dass der Kickstarter endlich ausgeliefert wird konnte man es auf Deutsch schon einfach so kaufen, also war das nicht weiter kompliziert.

Ich halte Earthborne Rangers für ein absolutes Ausnahmespiel. Hätte ich eine Glaskugel wäre ich nicht hier sondern beim Porschehändler,2Ich würde mir absolut keinen Porsche kaufen, aber so funktioniert der Spruch am besten. aber ich hoffe wir blicken in zehn Jahren auf Earthborne Rangers zurück mit dem Gefühl, dass da was losgetreten wurde. Eine so gute Umsetzung von vorgebener Erzählung, prozeduralem Narrativ und Sandboxmechaniken in einem Brettspiel habe ich noch nicht gesehen. In jeder einzelnen Spielsitzung passieren interessantere Dinge als in kompletten anderen Spielen.

Earthborne Rangers holt mich genau dort ab, wo das Arkham Horror-Kartenspiel mich stehen gelassen hat. Es ist mehr Choose-Your-Own-Adventure, man kann sich mehr durchrollenspielen, es bestraft einen sehr viel weniger für Fehler. Es ist an den Ecken noch ein wenig unrund und könnte noch ein wenig Feinschliff gebrauchen, was bei einem so großen Projekt aber nicht ganz unerwartet ist. Und ich freue mich auf alle Spiele die kommen und auf den Schultern dieses Giganten stehen, selbst wenn das nur einfach noch mehr Earthborne Rangers ist.

(Ich leibe Quisi und wenn ich sie noch einmal sehen muss dreh ich ihr den Hals um.)

Geschickt Gesteckt

Ich bin sauer, weil Frosted Games ihren Versand so umgestellt haben dass es sich einfach nicht mehr lohnt nicht eine Kleinigkeit mit dazu zu packen, wenn man, sagen wir mal, Earthborne Rangers bestellt. So richtig geklickt hat das Spiel hier nicht, weil ich einfach die Entscheidungen die man trifft nicht sonderlich interessant finde. Vermutlich wird das Bluffing nochmal interessanter, wenn beide Spielende die Karten kennen, aber ich kann mir nicht vorstellen dass es so viel Interessanter wird, dass ich Geschickt Gesteckt ständig spielen möchte.

Als Solo-Spiel finde ich es allerdings sehr tauglich. Das Puzzle, mit unvollständigen Informationen zwei komplette Auslagen zu seinen Gunsten zu optimieren macht Laune und dauert nur ein paar Minuten. Ich bin mir noch nicht sicher wie lange das vorhält, weil die Kartenvielfalt nun eben doch nicht übermäßig groß ist, aber wenigstens eine Zeit lang werde ich das ab und zu spielen.

Das Beinhaus von Sedlec

Ich bin zufrieden, weil Frosted Games ihren Versand so umgestellt haben dass es sich einfach nicht mehr lohnt nicht eine Kleinigkeit mit dazu zu packen, wenn man, sagen wir mal, Earthborne Rangers bestellt. Leider noch nicht oft auf den Tisch bekommen, hat aber viel Spaß gemacht. Das Spiel wird sich wohl massiv ändern wenn beide Spielende ein wenig drin sind und richtig damit loslegen sich gegenseitig Karten wegzunehmen statt nur die eigene Auslage zu optimieren.

Es ärgert mich ein bisschen dass ich nicht herausfinden konnte warum das Spiel Sedlec im Namen hat, weil ich weder vom Kloster noch dem Prager Stadtteil eine besonders große Verbindung zu Totenschädeln oder der Pest herstellen konnte, aber es gibt ungefähr 39 Sedlecs deren Wikipedia-Artikel sich versuchen in Länge zu unterbieten und vielleicht habe ich auch einfach nicht gründlich genug gesucht.

Cosmic Encounter

Fühlt sich fast schon an, als hätte ich damit eine Bildungslücke geschlossen. Das ist waschechter Ameritrash aus den Siebzigern und sollte aufgrund dieser Eigenschaften eigentlich nicht beliebt sein, ist es aber trotzdem. Und oh ja, ich verstehe warum. Es ist absolutes Chaos, wenn selbst eine der grundlegendsten Entscheidungen des Spiels, welche*n Mitspieler*in man angreifen möchte, nicht getroffen sondern zufällig bestimmt wird, es gibt von jeder der sehr wenigen Regeln Ausnahmen und Ausnahmen von den Ausnahmen über Karten und Spielendenfähigkeiten und trotzdem schafft Cosmic Encounter irgendwie die Balance sich gerade so kontrollierbar genug anzufühlen dass man glaubt wirklich was zu tun und sich den Sieg zu verdienen. Die eine Mechanik bei der man plötzlich eine Sanduhr auspacken muss kam nicht mal zum Tragen, aber alleine die Idee dass sie irgendwo da ist und jederzeit passieren könnte war amüsant genug.

Roll Player

Ich sag es einfach wie es ist, nach zehn Partien finde ich schon dass das hier langsam Abnutzungserscheinungen zeigt. Emotionale, das Spielmaterial ist noch völlig in Ordnung. Ich weiß nicht, ob das ein Ich-Problem ist, aber die Partien fühlen sich alle sehr gleich an. Vielleicht bin ich einfach nicht clever genug um meine Strategie an unterschiedliche Situationen anzupassen und ich könnte immer noch ein paar Punkte rausholen wenn ich besser gespielt hätte. Gleichzeitig ist es aber trotzdem so dass ich das was ich tue gerne tue, also schiele ich jetzt auf die Erweiterungen, die ja auch sehr gut sein sollen.

Room 25

Es ist Cube – Das Brettspiel. Weil die Prämisse die eigenen Freunde in Säure aufzulösen bestimmt nur wenig Anklang finden würde und von Cube nicht mehr viel übrig bleibt wenn man die Splatter-Effekte entfernt konzentriert sich Room 25 auf ein Geometrie-Puzzle in Form von Das Verrückte Labyrinth aber mit Räumen die dich schreddern und der Möglichkeit deine Mitspielenden in Räume zu werfen die sie schreddern. Spaß für die ganze Familie!

Das ist tatsächlich einigermaßen kurzweilig und überspannt wegen der kurzen Spielzeit auch trotz Spielendenelimination nicht meinen Geduldsbogen. Zum Room 25-Ultra, der kein anderes Spiel spielt und jede kleine Nuance der Strategie des Spiels verstehen will werde ich schon deshalb nicht, weil diese Nuancen gar nicht da sind. Viele Mechaniken gibt es einfach nur, weil das Sachen sind die in Cube passiert sind, und nicht weil es sinnvoll innerhalb des Spiels ist. Trotzdem, als Kleinigkeit für ab und zu mal zwischendurch taug das.

Und weil ich das geschrieben habe musste ich lernen dass es 2021 ein japanisches Remake von Cube gab, das wirklich mies sein soll. Ich mein, gut für Japan dass sie endlich ihre Rache bekommen für dutzende schlechte nordamerikanische Remakes japanischer Filme!

Attack on Titan: Das letzte Gefecht

Ich habe am Anfang die Titelmusik des Animes gespielt und ab dort ging es steil bergab. Guren no Yumiya ist ein fucking Banger, das Spiel leider weniger. Bevor ich hier jetzt Anime-Fans gegen mich aufbringe: Die Flügel der Freiheit ist auch ein richtig guter Song, leider ist Attack on Titan so mies dass ich es nicht so weit geschaut hab. Ah, habe ich damit die Anime-Fans jetzt noch mehr gegen mich aufgebracht?

Das Spiel hier jedenfalls sieht wenigstens beeindruckend aus, mit dem furchtbar großen Titan der in der Tischmitte steht, dem Papp-Turm der die Verteidigungsanlagen repräsentiert und den vielen übergroßen Karten. Es spielt eine Person, die den Titan übernimmt, gegen alle anderen am Tisch, die das Survey Corps repräsentieren. Auswählen kann man dabei aus allen möglichen Charaktern aus der Vorlage. Auf beiden Seiten, es gibt auch unterschiedliche Titanen zu spielen. Als Titan spielt man ein Bluffing-Spiel, weil man bereits bevor das Survey Corps an der Reihe ist auswählen muss welche Aktionen man ausführt, eine der beiden Karten aber verdeckt spielt. Als Survey Corps spielt man ein kooperatives Push-your-luck-Spiel, bei dem man würfelt um bestimmte Symbole zu bekommen, die einem im Spiel helfen. Mit dem falschen Würfelergebnis stärkt man aber den Titan.

Ich habe auf der Seite des Survey Corps gespielt und es war seltsam. Kooperatives Push-your-luck heißt hier, dass man einmal zu Beginn der Runde gemeinsam jeweils eine ganze Hand voll Würfel auf den Tisch knallt, was schön ist, und dann acht Minuten lang darüber diskutiert welchen von diesen vielen Würfeln man sich traut erneut zu würfeln, was weniger schön ist. Ich habe die ganze Zeit nur an die arme Wurst von Titan-Spieler gedacht, der gerade absolut nichts tun kann als daneben zu sitzen.

Das war auch mein großes Problem mit dem Spiel, ich hatte nicht das Gefühl dass der Titan wirklich etwas tut. Das komplette Spiel wird eigentlich nur vom Survey Corps gespielt, den Titan hätte man ganz einfach auch durch ein oder zwei Systeme repräsentieren und ein vollständig kooperatives Spiel daraus machen können. Ich dachte eigentlich einen einzelnen Spieler der nur dazu da ist die anderen zu bespaßen hätten wir mit Erscheinen der 2. Edition Descent vor zehn Jahren schon hinter uns gelassen, aber hier sind wir. Wenn ich während des gesamten Spiels nur darüber nachdenke wer gerade nicht mit am Spiel teilnimmt und das Spiel mir leider auch systematisch keine Möglichkeit lässt irgendwas daran zu ändern macht mir das einfach überhaupt gar keinen Spaß.

Twilight Inscription

Zum ersten Mal das „richtige“ Spiel gespielt mit mehr als zwei Spielern. Ist besser, weil die Abstimmungsmechanik weniger seltsam ist. Aber ich spiele es auch zu zweit und alleine noch gerne.

Und der ganze Rest

Aeon’s End: Legacy im August, wie gesagt, nicht besonders viel gespielt, aber mittlerweile sind wir durch, was der Form halber aber natürlich in den September gehört. Marvel Champions ist und bleibt mein meistgespieltes Spiel, auch wenn es mich mittlerweile schon selbst ein wenig ärgert dass ich mehr Sachen kaufe als ich dann wirklich spiele, aber solange ich am Auspacken und wieder Einsortieren Spaß habe sollte das ja okay sein, denke ich? Bei Netrunner dachte ich einen Durchbruch erzielt und jemanden den ich persönlich kenne da mit reingezogen zu haben, aber er war leider nur ungefähr 60% so begeistert davon wie ich es gehofft habe, aber es war so knapp und ich werde nicht aufgeben. Und über ein Plättchenlegespiel das Spiel des Jahres wurde und bei BoardGameGeek irgendwo in den 40ern platziert ist lohnt es sich ja kaum etwas zu sagen.

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